Wie, Leitung und Verwaltung sind nichts für dich? … Aber du musst dir doch Perspektiven offenhalten! … Denk doch an das gute Gehalt, was dafür bald eintrudelt! … Fühlst du dich nicht, als hättest du versagt, wenn du das aufgibst? … Wer soll den Job denn dann machen? … Das wird ja nicht besser ohne dich! … Aber du bist doch so empathisch und ein guter Chef! …
Ich habe in den letzten Tagen aus eigenem Antrieb eine Leitungsposition aufgegeben und es kamen zu dieser Entscheidung eine ganze Menge an Aspekten auf den Tisch, die ich teilen und hiermit eine Einschätzung, sowie eine Lösung für die Situation preisgeben möchte.
Die Wochen waren geprägt von obigen Fragen und folgenden Antworten: Ja und nein. Zu allen Thesen und Fragen! Die Sätze kamen von außen und von innen, unabhängig davon, ob ich jemanden oder mich selbst danach gefragt hatte. Sie erhellen, bestätigen, vernichten, desillusionieren und haben an so vielen (Druck-)Stellen dennoch soooo wenig Relevanz für mich. Ich selbst und Menschen in meinem Umfeld haben es in den letzten Wochen teilweise nicht geschafft, sich nicht von den eigenen Ängsten oder einem Sicherheitsbedürfnis loszusagen und genauer hinzuschauen. Und das wäre in dieser Zeit eigentlich sehr hilfreich gewesen. Nun will ich diesen Schritt und viele Gedanken analysieren und erklären.
Auch wenn Karriereschritte rein aus dem Systemgedanken logisch sind, ergänzen sie Menschen absolut individuell und passen einfach unterschiedlich gut zu Persönlichkeitsstilen und Charaktereigenschaften. Nichts hat letztendlich mit Stärke oder Schwäche zu tun, wenn Entscheidungen getroffen werden, die entweder von Herzen kommen oder ansonsten langfristig auf das Herz gehen könnten, falls sie nicht getroffen werden. Und diese Entscheidung und die Handlung – das Verlassen einer beruflichen Position, die ich nicht weiterführen möchte – habe ich nun hinter mir. Aktuelles Gefühl: Freiheit!
Die Entscheidung dazu ist bereits vor 7 Monaten gefallen. Vor 10 Wochen habe ich mir dann die Frage gestellt, wie ich die restliche Zeit in einem Job durchstehen kann, der mich nicht erfüllt. Und es war eine sehr gute Entscheidung, diese Frage im Voraus zu stellen, denn die Zeit war echt hart. Ich hatte vor, sie mit positiven Gedanken durchzustehen und bin nun nachträglich froh, nicht den klassischen Abreiß-Kalender in der Form „endlich bin ich das los“ genutzt zu haben, der sich aus negativen Aspekten gespeist hätte. Dieser Prozess geht auch positiv(!), dachte ich mir. Zum einen, weil der Weg hin zu etwas Besserem eine deutlich andere und intrinsische Motivation bedeutet. Und außerdem sollte eine nicht erfüllende Tätigkeit nicht unbedingt noch weiter negative Emotionen in den Fokus rücken. Denn sie waren zwischenzeitlich alle da, die positiven und negativen Emotionen, die sich abwechselten wie das Auf und Ab einer Schiffschaukel. Und ich bin ehrlich: Es war definitiv nicht immer alles so glänzend wie das nun nachträglich vielleicht wirken mag.
Zurück zum „Abreißkalender“: Diese guten, besonderen Momente (private und berufliche), auf die ich mich in den vergangenen 10 Wochen gefreut hatte, notierte ich zu jeder Woche im Voraus und auch nachträglich, wenn sich etwas positives spontan ergeben hatte auf meinem „Leitungs-Countdown“. Jede Woche habe ich mir dann rückblickend die folgenden Fragen gestellt:
- Was macht mich glücklich?
- Welche positive Eigenschaft lebe ich?
- Worauf bin ich stolz?
- Wo kann ich wachsen?
- Wofür bin ich dankbar?
- Wo zeigt sich Veränderung?
- Welches Ziel habe ich erreicht?
- Was gibt mir Kraft?
- Welches Thema fasziniert mich neu?
- Welchen Traum habe ich verfolgt?
Meine Idee: Damit lässt sich der Fokus weg von den negativen, hin zu den motivierenden Aspekten lenken und den Change-Prozess im Kopf ganz neu formen. Denn wir sind im Grunde immer das, was wir unseren eigenen Gedanken zugestehen. So die Theorie.
Meine Erfahrung: Die Sammlung wuchs und wurde sichtlich bunt, wie die Fotos zeigen (ein paar Aspekte habe ich aus persönlichen und Datenschutz-Gründen zensiert). Aber es ist auch ein Stück Magie nötig, um positiv zu bleiben – und das ist mir nicht immer gelungen. Ohne das Experiment wäre ich nun jedoch nicht um viele kleine Erkenntnisse und bewusste positive Momente reicher und ich kann dieses Tool uneingeschränkt weiterempfehlen!
Ich weiß allerdings auch nach den 10 Wochen: Der Wandel geht weiter. Immer!